Weihnachtskonzert des Aachener Kammerorchesters im Krönungssaal
Aachen. Fein ausgewählt, fein gespielt – auf diesen Nenner lässt scih das Weihnachtskonzert des Aachener Kammerorchesters am Samstagabend im Krönungssaal bringen. Unter der Leitung von Reinmar Neuner stand mit Beethovens zweiter Sinfonie ein bekanntes klassisches Orchesterwerk auf dem Programm. Dazu gab es – ganz in der Tradition des Kammerorchesters – impressionistische Werke von Meistern, die deutlich weniger häufig im Konzertsaal erklingen.
Soloposaune als Highlight
Dazu gehörte vor allem Frank Martins „Ballade für Posaune und kleines Orchester“ von 1940 – ein Stück des relativ überschaubaren Repertoires für Solo-Posaune. Warum sich in der Vergangenheit nur wenige Komponisten diesem Instrument widmeten, ist angesichts der klanglichen Vielfalt, die Martin dem Posaunisten abverlangt, nicht ganz zu verstehen. Carsten Luz, Soloposaunist seit 2001 und Dozent für Posaune an der Aachener Musikhochschule seit 2009, überzeugte das Publikum jedenfalls mit Virtuosität und Gefühl, ohne das eine für das andere zu vernachlässigen. Er sorgte so kurzerhand für das Highlight des Abends und wurde zur Recht für eine Zugabe „zurückgeklatscht“.
Das Aachener Kammerorchester – semiprofessionell besetzt mit Lehrenden, Studierenden und ambitionierten Laien – präsentierte sich ebenfalls in hervorragender Verfassung, sowohl bei der Herstellung von von träumerischen Stimmungen und dem Meistern schwieriger Taktwechsel bei Claude Debussys „Petite Suite“, als auch bei Gabriel Urbain Faurés Prélude und Sicilienne aus „Pelléas et Mélissande“. Nur selten musste Neuner streng Takt gebend eingreifen.
Beethovens 2. Sinfonie, bei der vor allem die Streicher und ganz besonders die Celli und Kontrabässe gefordert sind, war dann so etwas wie das Hausstück des Orchesters. Die Streicher präsentierten sich in den filigranen Läufen in präziser Synchronität und ließen sich gegenseitig Raum. Bläser und Schlagwerk komplettierten die hervorragende Leistung.
Schwierige Akustik
Obwohl die Akustik des Krönungssaal gemeinhin als schwierig für musikalische Darbietungen gilt, gelang es Neuner durchgehend, die einzelnen Instrumentengruppen präzise auszutarieren und so jede Stimme gut hörbar zu gestalten. Einzig die Celli hielten sich anfangs zu sehr zurück. Am Ende der Beethoven-Sinfonie hätte ein wenig mehr Lautstärke vielleicht insgesamt nicht geschadet, um die hitzige Intensität des letzten Satzes noch stärker zum Publikum zu transportieren. Die Begeisterung schmälerte das aber nicht.
von Rauke Xenia Bornefeld
Aachener Zeitung, 7. Dezember 2015