Felix Mendelssohn-Bartholdy ist sicher einer der bedeutendsten Musiker der Romantik und setzte auch als Dirigent ganz neue Maßstäbe. Seine nach zahlreichen Überarbeitungen und ständig wechselnden Werktiteln 1835 uraufgeführte Hebriden-Ouvertüre eröffnete das traditionelle Sommerkonzert im Ballsaal, der auch dieses Mal in Anbetracht des zahlreich erschienenen Publikums und des Platzbedarfs für unser Orchester eher unterdimensioniert schien. Die Ouvertüre, aus einem kleinen Motiv entwickelt, welches in der Folge weiter präsent ist, war sicher mehr als nur ein Vorspiel für die folgenden gewichtigen Stücke. Schon Richard Wagner hatte die Musik als „wunderbar geistig durchschaut, fein empfunden und von außerordentlicher Schönheit“ beschrieben. Und offensichtlich gelang es, diesem gewichtigen Anspruch an jeden Interpreten gerecht zu werden.
Es folgte mit Carl Nielsens Flötenkonzert aus dem Jahre 1926 ein eher weniger bekanntes Werk. Das Orchester ist im Vergleich zur Ouvertüre hier auf Kammerorchester-Größe reduziert, was in den zwei Sätzen reizvolle Dialoge von Soloflöte und anderen Instrumenten ermöglicht. Besonders gefordert waren hier die Solobläser unseres Orchesters, vom Dirigenten natürlich entsprechend gewürdigt. Stefanie Faust, die sympathische Soloflötistin des Städtischen Sinfonieorchesters, hatte schon während der Proben aufhorchen lassen, mit welcher Leichtigkeit, welchem Tiefgang und welcher dynamischen Bandbreite sie die horrenden Schwierigkeiten ihres Parts meisterte. Für den lebhaften Beifall bedankte sie sich, assistiert von unserem Solocellisten Rainer Bartz, mit einem Satz aus einer barocken Flötensonate.
Nach der Pause dann die Dritte von Johannes Brahms, deren Entstehungs-, Interpretations- und Rezeptionsgeschichte im Programmheft ausführlich geschildert worden war. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern gern als Leichtgewicht bezeichnet, stellt diese Sinfonie dennoch allerhöchste Ansprüche an die Spieltechnik und das Einfühlungsvermögen in die kompositorischen Zusammenhänge.
Das Werk – übrigens auch im Programm des Eröffnungskonzertes der Elbphilharmonie vertreten – hält zwar an der traditionellen Form der Sinfonie fest, allerdings erscheint es entschieden konzentrierter und geraffter. Besonders charakteristisch sind die metrischen Verschiebungen, das permanente Wechseln von Dur und Moll sowie die vollen und dunklen Klangmischungen. Entsprechend intensiv war in den Proben gearbeitet worden, und die Aufführung wurde dann auch zu einem vollen Erfolg, was natürlich nicht zuletzt dem suggestiven Schlag von Reinmar Neuner geschuldet war. Für die Zugabe des Orchesters trat dann überraschend Rainer Bartz an das Dirigentenpult, damit unser Dirigent sein Aachener Debut als Sänger(!) feiern konnte. Und so erklang mit dem französischen Originaltext das Leitmotiv aus dem Film „Lieben Sie Brahms“. Chapeau!