Aachen. Glühende Fans muss das Aachener Kammerorchester haben. Das jedenfalls haben die Anhänger beim Sommerkonzert bewiesen. Trotz Hitze drängte es sie in reicher Zahl zum Ballsaal des Alten Kurhauses, wo die Mitglieder des Orchesters mit ihrem Dirigenten Reinmar Neuner und Solistin Stefanie Faust (Querflöte) Erfrischungen eigener Art servierten.
Die Eckpunkte des Programms bildeten, ganz im Zeichen des Gedenkjahres aus Anlass der 200. Wiederkehr des Geburtstages, zwei Werke Robert Schumanns. Neben der 4. Sinfonie ließ besonders die Manfred-Ouvertüre aufhorchen: ein ebenso bewegtes wie bewegendes romantisches Werk, dem die Musiker und ihr Leiter große Farbigkeit und mitreißende Kraft gaben. Im Ballsaal erstand kraft der Klänge so etwas wie eine erzählerische Struktur, durch die die grundlegende Erfahrung des Komponisten – die Lektüre des Manfred-Versepos von Lord Byron – nachvollziehbar wurde.
Neben Schumann erklangen zwei eher impressionistische Werke für Querflöte und Orchester, bei denen Stefanie Faust ihre ganze Meisterschaft auf ihrem Instrument hören ließ. Schon die Ballade des Schweizers Frank Martin (1890-1974) forderte das ganze Können der Solistin. Warm und beweglich in der Tongebung, bewies Faust ein sicheres Gespür für die Poesie dieser Musik – und mit ihr Orchester und Dirigent.
Nicht minder gilt das für die von 1898 datierende „Fantaisie“ von Gabriel Fauré. Nicht annähernd so modern im Charakter wie Martins Werk, wurde Faurés Schöpfung von der Flötistin und ihren Mitstreitern blumig und duftig, mit Substanz und doch einer gewissen Leichtigkeit interpretiert. (ch)
Aachener Zeitung, 13. Juli 2010