Aachen.In bester Verfassung präsentierte sich das Aachener Kammerorchester mit seinem traditionellen Weihnachtskonzert im gut besuchten Krönungssaal.
Dabei stellen die Musiker und ihr längjähriger Leiter Reinmar Neuner hohe Ansprüche an sich, was sich nicht zuletzt in einer rundum gelungenen Interpretation von Sergej Prokofieffs heikler «Symphonie Classique» niederschlug. Die spieltechnische Qualität ließ erkennen, wie intensiv hier gearbeitet wurde. Das betrifft sowohl die durchdachte Phrasierung als auch die dynamische Differenzierung, auch wenn Neuner manchen Forte-Akzent eher mit dem Säbel als mit dem Florett ansetzte. Dass sich die Transparenz des Klangbilds in Grenzen hielt, lässt sich in der halligen Akustik des Krönungssaals nicht vermeiden.
Im Mittelpunkt des Abends stand die erst 19-jährige Sopranistin Anna Lucia Richter, Tochter des langjährigen Konzertmeisters des Aachener Kammerorchesters und Geigers des Kölner Gürzenich-Orchesters Martin Richter, mit einem exzellenten Mozart-Vortrag. Vater und Tochter kosteten gemeinsam die lyrischen Qualitäten der Arie «L´amero» aus Mozarts früher Oper «Il rè pastore» aus. Er mit einem stilsicheren Violin-Solo, sie mit einem glockenklaren, technisch bereits weit fortgeschrittenen Sopran. Auch die nahezu mühelose Geläufigkeit in der koloraturreichen Jubel-Motette «Exultate, jubilate» unterstreicht die vorzügliche Ausbildung dieser kostbaren Stimme.
Den Abend eröffnete Neuner mit einer kleinen Rarität, dem «Concerto per archi», dem Streicherkonzert des Filmkomponisten Nino Rota. Ein nett anzuhörender Viersätzer mit Anleihen an klassische Vorbilder, der beachtliche spieltechnische Anforderungen stellt. Das Kammerorchester bewältigte die Klippen auf ansprechendem Niveau, wobei manch kompositorischer Leerlauf nicht überdeckt werden konnte. Viel Beifall für ein hörenswertes Konzerts im Umfeld des unüberhörbaren Weihnachtsmarkts.
von Pedro Obiera
Aachener Zeitung, 06. Dezember 2009