Beethoven äußerst fesselnd interpretiert

Stimmiges Weihnachtskonzert mit Aachener Kammerorchester.
Viel Enthusiasmus war zu spüren, der auch das Publikum ergriff.

 Aachen. Highlights des Barock und Meisterwerke der Klassik erwarteten das Publikum zum traditionellen Weihnachtskonzert am Vorabend des zweiten Advents mit dem Aachener Kammerorchester. Für dieses stimmige Konzertereignis bot der Krönungssaal des Rathauses den festlichen Rahmen.

Stefan_PalmDer erste Teil des Konzerts stand ganz im Zeichen des Barock. Bereits mit den einleitenden, zarten Klängen des Larghetto von G.F.Händels Orgelkonzert in F-Dur „Der Kuckuck und die Nachtigall„ gelang es dem Ensemble unter der Leitung von Reinmar Neuner, den Zuhörer in die reizvolle Welt dieser Musikepoche zu entführen. Der Solist des Abends, der international renommierte und in der Region bestens bekannte Organist und Cembalist Stefan Palm, überzeugte durchweg mit enormer Präsenz. Wunderbar konnte Palm beweisen, wie differenziert sein Spiel und zugleich wandlungsfähig der Klang der Truhenorgel aus der Werkstatt von Martin Scholz ist. Darauf folgend erklang das populäre Cembalokonzert d-Moll, BWV 1052, in einer Fassung für Orgel und Orchester. An diesem komplexen Wek konnte das Ensemble mit dem Solisten das gesamte Spektrum seines Könnens unter Beweis stellen.

Präzises Dirigat

So gelang Reinmar Neuner mit seinem präzisen und sprechenden Dirigat eine transparente und verständliche Darstellung der vielschichtigen Stimmführung der einzelnen Instrumente. In den rasanten Ecksätzen des Werkes kam besonders das Hin und Her zwischen den Solo-und Tutti- Passagen besonders gut zur Geltung, während im klagenden Adagio das Schlichte, Liedhafte dominierte und herrlich von der Akustik des Raumes getragen wurde.

Mit einer emotional fesselnden Interpretation von Beethovens Vierter Sinfonie B-Dur, Opus 60, wartete das Kammerorchester im zweiten Teil des Abends auf, wenngleich man sich hier doch eine größere orchestrale Besetzung und eine klarere Akustik wünschte. Bei der langsamen und heiklen Introduktion des ersten Satzes wirkten die Musiker etwas angespannt, so dass das Adagio nicht recht fließen wollte. Hingegen besonders beeindruckend gelang das Finale, der Allegro-Satz: virtuos, energisch mit dramatischen Akzenten, mit vollem körperlichen Einsatz und enormem Engagement gingen hier die Instrumentalisten zu Werke. Neuner, der das gesamte Programm auswendig dirigierte, hielt das Orchester in konstanter Spannung. Sein Enthusiasmus war deutlich zu spüren und ergriff das Publikum. Zu Recht feierten die Konzertbesucher mit lang anhaltendem Applaus das Ensemble und seinen Dirigenten.

von Lilia Felde-Ritz
Aachener Zeitung, 10. Dezember 2008